Günther Fischinger, Caritas Sozialberater

Wohnen wird immer mehr zur Kostenfalle

Durch die hohen Kosten fürs Wohnen sind immer mehr Menschen von Armut betroffen und suchen um Unterstützung in der Caritas-Sozialberatungsstelle in Ried an: Bei mehr als der Hälfte der Beratungen geht es um Probleme mit Wohn- und Energiekosten. Insgesamt wurden im Bezirk im Vorjahr 328 Erwachsene und 139 Kinder unterstützt. Unterstützung kann die Caritas nur dank Spenden leisten. Um diese bitten in den nächsten Wochen wieder zahlreiche ehrenamtliche Mitarbeiter*innen aus den Pfarren bei der Haussammlung der Caritas im Bezirk Ried.

Margot P.* trennte sich im Herbst 2023 von ihrem Lebensgefährten und blieb mit den drei Kindern in der Wohnung. Weil das Kinderbetreuungsgeld für das Baby gerade ausgelaufen war, war ihr einziges Einkommen die Familienbeihilfe. Damit konnte sie die hohen Miet- und Energiekosten nicht stemmen. An Arbeit war zu diesem Zeitpunkt ebenfalls nicht zu denken, weil sie keinen Kinderbetreuungsplatz hatte. Verzweifelt wandte sie sich an die Caritas-Sozialberatung. Mit Unterstützung des Mitarbeiters suchte Margot P. um Sozial- und Wohnbeihilfe an. Außerdem leitete sie die Feststellung des Unterhalts für die Kinder in die Wege. „Weil die Bearbeitung dieser Anträge mehrere Monate dauern kann, haben wir Frau P. finanziell unterstützt“, erklärte der Sozialberater. Mittlerweile sind die Anträge bearbeitet und Margot P. kommt über die Runden.

„Die nach wie vor steigenden Wohnkosten und die hohe Inflation treffen natürlich vor allem Menschen mit wenig Einkommen. Mindestpensionist*innen, Arbeitslose, Sozialhilfebezieher*innen bleiben oft weniger als 10 Euro pro Tag für Lebensmittel und Hygieneartikel. Deshalb haben wir heuer schon mehr Gutscheine für Lebensmittel ausgegeben als im Vorjahr“, erklärt Günther Fischinger von der Caritas-Sozialberatung Ried.

Seit 2022 kann über die Caritas eine staatliche Unterstützung bei Rückständen von Wohn- und Energiekosten beantragt werden. „Die Förderung war hilfreich, jedoch zeitlich befristet und wir machen uns jetzt schon Gedanken, wie die Menschen in Zukunft über die Runden kommen sollen“, so Günther Fischinger. Die Menschen, die in die Caritas-Sozialberatung kommen, müssen im Schnitt über 40 Prozent ihres Einkommens alleine für Miete, Strom und Heizung ausgeben. Österreichweit liegt der Durchschnitt der Haushaltsbelastung für Wohnen und Energie bei 21 Prozent laut Statistik Austria. Die Mietpreise sind in den letzten 10 Jahren in OÖ im Schnitt um 35 % gestiegen. Das trifft gerade armutsgefährdete Menschen hart, weil sie überdurchschnittlich oft zur Miete wohnen.

Im Netzwerk Wohnungssicherung Innviertel, der Delogierungsprävention, betreute die Caritas im Vorjahr 170 Haushalte im Bezirk Ried und konnte in 132 Fällen sicherstellen, dass die Menschen weiterhin ein Wohnraum zur Verfügung steht. Insgesamt gab es 86 Prozent mehr Anfragen im Vergleich zu 2022.

Neben den hohen Mieten und Energiekosten, sind es die Neuanmietungskosten wie Kautionen und Ablösen, die den Menschen Probleme bereiten. Neuanmietungen werden von staatlicher Seite nur dann unterstützt, wenn es sich um günstige Wohnungen handelt. Und diese sind Mangelware am Wohnungsmarkt. Auch die Anrechnung der Wohnbeihilfe auf die Sozialhilfe befeuert die Armut, anstatt sie abzufedern. Außerdem haben viele der armutsbetroffenen Menschen gar keinen Anspruch auf Wohnbeihilfe, weil sie in privat vermieteten Wohnungen leben, deren Mietpreis 8 Euro pro Quadratmeter übersteigt.

Oberösterreichweit wurden 2023 17.519 Menschen in Not (inkl. Haushaltsangehörige) von den 15 Caritas-Sozialberatungsstellen unterstützt.

Helfen Sie mit einer Spende bei der Haussammlung

Die Caritas-Nothilfe funktioniert nur dank der Spenden, die großteils bei der Haussammlung eingenommen werden. Ehrenamtliche Mitarbeiter*innen der Pfarren gehen dabei von Tür zu Tür oder hinterlassen einen Haussammlungs-Erlagschein im Postkasten. Dieses Geld kommt ausschließlich der Hilfe für Menschen in Oberösterreich zugute und ermöglicht der Caritas schnelles Handeln: mit Lebensmittelgutscheinen, Zuschüssen für Strom und Heizung, beratenden Gesprächen, Lernunterstützung für sozial benachteiligte Schulkinder sowie mit Obdach, warmem Essen, Medikamenten und Kleidung für diejenigen, die auf der Straße leben.

Nähere Infos zur Caritas-Hilfe und zur Haussammlung mit Online-Spendenmöglichkeit unter Haussammlung 2024

*Name geändert